Jeder erlebt manchmal Angst in Situationen mit anderen Menschen. Wahrscheinlich kennst Du das Gefühl auch, zum Beispiel, wenn Du neue Leute kennenlernst oder befürchtest, dass Du etwas Peinliches machen könntest. Solche Ängste nennen wir „soziale Ängste“. Bei einigen Kinder und Jugendliche können diese sozialen Ängste sehr stark werden. Die Angst ist für sie dann sehr unangenehm. Es geht ihnen sehr schlecht damit oder sie trauen sich nicht mehr, manche Dinge zu tun. Wir wollen mehr über soziale Ängste bei Kindern und Jugendlichen herausfinden, um ihnen besser helfen zu können.
Bei unserer Studie kannst Du mitmachen, wenn Du zwischen 9 und 14 Jahren alt bist.
Den ersten Termin werden wir online mit Dir und Deinen Eltern durchführen. Danach kommst Du an 2 Tagen für jeweils 1.5 bis 2 Stunden zu uns. Bei den Terminen ist meistens Deine Mutter oder Dein Vater mit dabei.
Vorab telefonieren wir mit Deinen Eltern, um Ihnen das Projekt zu erklären. Danach laden wir Dich und Deine Eltern dazu ein, ein Onlineinterview mit uns durchzuführen und an den weiteren beiden Terminen bei uns am Institut teilzunehmen. Außerdem bitten wir Euch, in der Zwischenzeit einige Fragebögen auszufüllen. In den Fragebögen geht es darum, wie Du Dich in bestimmten Situationen fühlst. Das könnt Ihr ebenfalls ganz einfach online machen. Deine Fragebögen kannst Du alleine ausfüllen. Die Fragebögen sind schon von vielen Kindern und Jugendlichen ausgefüllt worden. Das ist also gar nicht schwierig. Wenn Du oder Deine Eltern trotzdem Fragen habt, könnt Ihr Euch gerne an uns wenden.
1. Termin (online)
Unser erster Termin findet online (per Videokonferenz) statt, so dass Du und Deine Eltern hierfür nicht in die Universität kommen müssen. Hier werden wir Dir und Deinen Eltern nochmal ganz genau erzählen, wie das Projekt abläuft. Wenn Du Fragen an uns hast oder etwas nicht verstanden hast, kannst Du jederzeit nachfragen. Bei dem Termin machen wir ein Interview mit Dir und Deinen Eltern. Dazu stellen wir Euch ganz viele Fragen zu verschiedenen Problemen, die Kinder und Jugendliche haben können. Das ist für uns wichtig, damit wir gut verstehen können, wie es Dir geht und ob es Probleme gibt. Auch können wir dadurch schauen, wie stark soziale Ängste bei Dir im Vergleich zu anderen Kindern und Jugendlichen sind.
Mehr Infos zu Fragebögen und Interviews
Um einschätzen zu können, wie sich Kinder und Jugendliche fühlen, was sie beschäftigt oder was ihnen leicht oder schwer fällt, setzen wir in unseren Studien Fragebögen oder Interviews ein. Häufig befragen wir auch die Eltern, z. B. danach, ob sie sich Sorgen um ihr Kind machen. Fragebögen werden schriftlich in Papierform oder online ausgefüllt. Für Interviews laden wir die Kinder, Jugendliche und/oder Eltern zu uns in die Universität ein, damit wir die Fragen im gemeinsamen Gespräch stellen können.
Die Fragebögen und Interviewverfahren sind keine Tests, in denen es richtige oder falsche Antworten gibt. Es ist vor allem wichtig, dass die Fragen ehrlich beantwortet werden, damit wir eine gute Einschätzung bekommen. Alle Informationen, die wir von Kindern und Eltern erhalten, werden streng vertraulich behandelt.
2. - 3. Termin (vor Ort)
Bei den weiteren zwei Terminen bei uns am Institut geht es darum, zu verstehen, worauf Kinder und Jugendliche in sozialen Situationen besonders achten. Zum Beispiel beobachten wir, was Kinder und Jugendliche tun, wenn sie einen Vortrag halten. Dafür setzen wir Dir eine besondere Brille auf, die messen kann, wohin man schaut. Außerdem befragen wir alle Kinder und Jugendlichen, was ihnen in der Situation und auch danach durch den Kopf geht. Dafür bekommst Du einen Fragebogen mit nach Hause. Bei den Terminen machst Du einen Vortrag allein oder unterstützt von Deiner Mama oder Deinem Papa. Wir bitten Dich dann, einen Vortrag über etwas zu halten, über das Du sprechen möchtest, z. B. einen Urlaub. Der Vortrag wird auf Video aufgenommen. Einige andere Menschen werden über eine Videoschaltung zuschauen. Dabei wollen wir schauen, ob es mit Unterstützung durch Deine Eltern leichter wird. Außerdem schauen wir uns an, wie Dein Körper reagiert. Dazu werden einige kleine Messknöpfe an Dir angebracht: drei Knöpfe am Brustkorb messen Deinen Herzschlag und zwei Knöpfe an der Handinnenfläche messen Dein Schwitzen. Das tut nicht weh. Gleichzeitig nehmen wir auf Tonband auf, was Du redest. Dabei interessiert uns nicht so sehr, was Du genau sagst, sondern wie Du etwas sagst. Nachdem Du die Aufgaben gemacht hast, möchten wir Dir noch ein paar Fragen stellen, wie Du Dich dabei gefühlt hast, was Du gedacht hast und wie gut Du Deine Leistung einschätzt.
Messung von körperlichen Reaktionen
Menschen haben viele unterschiedliche Gefühle. Dabei reagiert nicht nur unser Gehirn, sondern auch unser Körper auf vielfältige Art und Weise. Unser Körper setzt unsere Gefühle und Gedanken in körperliche Reaktionen um. Solche körperlichen Reaktionen treten bei positiven wie auch bei negativen Gefühlen auf. So hat man z. B. einen schnelleren Herzschlag oder bekommt feuchte Hände, wenn man aufgeregt ist. Oder man fängt an zu zittern oder schneller zu atmen, wenn man Angst hat. Andersherum sind diese körperlichen Reaktionen auch wichtig, da sie uns zeigen, wie es uns gerade geht. Dann beeinflussen unsere Körperreaktionen unsere Gedanken. Wenn wir z. B. im Schwimmbad auf dem 5-Meter-Brett stehen und unser Herz sehr schnell schlägt, können wir denken: „Oh, ich bin aber aufgeregt. Ich habe Angst!“ oder aber „Oh, ich bin aber aufgeregt. Ich freu mich schon zu springen!“.
Unsere Haut reagiert auf bestimmte Gefühle wie Angst oder Aufregung, in dem sie mehr Schweiß produziert. Das passiert bei jedem Menschen ganz automatisch. Wir nennen das „Elektrodermale Aktivität“ (EDA). Diese können wir mit Hilfe von kleinen Messknöpfen, die sich an einer Art Armband befinden (siehe Bild) messen. Die Messknöpfe werden dabei auf die Haut geklebt. Das tut nicht weh und ist auch nicht gefährlich. Wir interessieren uns dafür, in welchen Situationen so eine Veränderung auf der Haut eintritt. Auch können wir durch die Messung der elektrodermalen Aktivität schauen, ob eine Person gerade aufgeregt ist oder Angst hat. Das gibt uns wichtige Hinweise für unsere Untersuchungen.
Auch unser Herz reagiert ganz automatisch, wenn wir bestimmte Gefühle haben. Wenn wir Angst haben oder uns sehr freuen, schlägt es z. B. schneller. Auch können wir durch Messungen an unserem Herzen Hinweise darauf bekommen, wie gestresst ein Mensch ist. Mit Hilfe des "Elektrokardiogramms" (EKG) können wir elektrische Aktivitäten des Herzens messen. Wir können quasi daraus ablesen, wie das Herz arbeitet und sich der Herzschlag verändert. Hierzu werden ebenfalls kleine Messknöpfe auf die Haut geklebt. Meistens verwenden wir sogar einfach eine Art Gürtel. Den können sich Kinder meist selbst oder mit etwas Hilfe um den Oberkörper legen. Danach kann man ganz einfach sein T-Shirt darüber ziehen. Das ist ungefährlich und schmerzfrei. Viele Kinder merken den Gürtel gar nicht richtig.
Im Alltag helfen uns die Augen dabei, Personen oder unsere Umwelt zu erkennen und zu verstehen. Menschen betrachten ihre Umwelt meistens, ohne viel darüber nachzudenken. Für uns ist es jedoch sehr interessant, zu wissen, wohin und wie lange Menschen auf verschiedene Dinge achten. Das gibt uns Hinweise darauf, wohin Menschen ihre Aufmerksamkeit richten. Hierzu nutzen wir spezielle Brillen (sogenannte "Eyetracking-Brillen"). Das Tragen der Eyetracking-Brillen ist ähnlich wie das Tragen einer normalen Brille. Es ist völlig schmerzfrei und ungefährlich und man gewöhnt sich sehr schnell daran. Für uns ist es z. B. spannend, ob stark ängstliche Kinder und Jugendliche andere Dinge länger oder häufiger anschauen als Kinder und Jugendliche ohne solche starken Ängste.
Die Teilnahme an dem Forschungsprojekt ist freiwillig. Was Du bei den Terminen sagst oder schreibst, wird niemandem weitererzählt, auch nicht Deinen Eltern – außer Du bist damit einverstanden. Dein Name wird nicht gespeichert.
Du würdest mit Deiner Teilnahme dabei helfen, soziale Ängste besser zu verstehen. Durch Deine Mithilfe können Trainingsprogramme für Kinder und Jugendliche verbessert werden. So kann dafür gesorgt werden, dass weniger Kinder und Jugendliche mit solchen starken Ängsten leben müssen. Für Deine Teilnahme bekommst Du 60€. Deine Eltern bekommen 40€ in bar für ihre Unterstützung. Falls Du Schwierigkeiten haben solltest, können wir mit Dir besprechen, was Du tun kannst.
Für die Studie kommen Du und Deine Eltern zu uns in die Universität. Die Termine finden im Institut für Psychologie statt.
Wenn Du Lust hast, bei unserem Projekt mitzumachen, oder falls Du noch Fragen hast, wende Dich gerne per Mail unter kinderprojekte.psy@hu-berlin.de oder telefonisch unter 030 2093 99139 an uns.
Wir freuen uns darauf, Dich kennenzulernen!